Die Umprofilierung vom klassischen erzgebirgischem Holzhandwerk zu einer Basis für wissenschaftliche und Hightech-Aktivitäten vollzog sich im letzten Jahrzehnt den Erfordernissen und dem Trend der Zeit entsprechend.

Dokumente belegen die Errichtung des Wohn- und Geschäftskomplexes durch die Familie Kluge in den Gründerjahren. Vom Gerichtsamt Augustusburg wurde die Fertigstellung

Und die künftige gewerbliche Nutzung im Jahre 1874 dokumentiert.

In diesem Zeitraum bis zum ersten Weltkrieg entwickelten sich kleine Familienbetriebe entlang dem Goldbach, welche die Wasserkraft nutzten. Die Familie Kluge stellte in Hennersdorf Handwagen her. Der Sohn der Familie, Gottlob Kluge, übernahm zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Familienbetrieb und baute das Haus nach einem Großbrand in den Kriegsjahren von 1914 bis 1917 größer und schöner wieder auf.

Die Maschinen des Handwagenbetriebes wurden durch eine große und für damalige Verhältnisse sehr moderne Wasserkraftanlage betrieben. Kernstück war ein großes Wasserrad von 7m Durchmesser, das erst 1956 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden musste. Über große Holzzahnräder wurden zwei über die gesamte Breite des Hauses reichende Transmissionen angetrieben, von denen aus über eindrucksvolle lange Antriebsriemen die verschiedenen Holzbearbeitungsmaschinen, Drehbänke und Sägen, auf die entsprechenden Geschwindigkeiten gebracht wurden. Zum Betrieb gehörte auch eine eigene Schmiede, in der die Eisenbeschläge für die Handwagen hergestellt wurden.


Die Schmiede mit ihren Rauchabzügen wurde erst Anfang der 50-er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu einer Lackiererei umgebaut, nachdem Rolf Laßner den Betrieb übernommen hatte. Seine Mutter, eine geborene Kluge, stammte, wie auch Gottlob Kluge in Hennersdorf aus einer traditionsreichen Familie von Kleingewerbetreibenden im Raum Augustusburg. Die Kluges in Waldkirchen hatten einen Drechslerbetrieb und stellten Spindeln für Spinnereien, Pinselstiele u.ä. her. Nach dem zweiten Weltkrieg, im Zuge des industriellen Wiederaufbaus, verlagerte sich die Herstellung von „Industriegütern“ wie Spindeln, Handwagen u.ä. von den Kleinbetrieben in die Industrie und die Kluges wandten sich der erzgebirgischen Spiel- und Kulturwarenproduktion zu, Spielz-eugnähkästen, Räuchermänner, Weihnachtspyramiden u.ä.

So entsprach es der Entwicklung Ende der 40er Jahre, als Rolf Laßner im Hennersdorfer Betrieb die Spielzeugproduktion aufnahm. Gottlob Kluge hatte nach seinen tragischen Unfall die Handwagenproduktion aufgeben müssen. Bei der Umstellung wurde auch die Nutzung der Wasserkraft eingestellt, denn die neueren Maschinen zur Spielzeugproduktionen erforderten bereits Elektromotoren. Rolf Laßner hatte aus den Waldkirchener Betrieb die Produktion von Spielzeugnähkästen mitgebracht entwickelte schon bald eine neues Modell einer Weihnachtspyramide, die fürderhin die Hennersdorfer Produktion bestimmte. Eine markante Besonderheit der Laßnerschen Pyramide waren die Glasglöckchen, zu deren Herstellung ein kleiner Thüringer Familienbetrieb des Glasbläserhandwerkes gewonnen wurde. Bis in unsere Tage ist diese Pyramide als „Glöckchenpyramide“ in vielen Ländern bekannt und beliebt geworden. Es war immer eine Besonderheit des Rahmenprogramms der jährlichen „Augustusburgkonferenzen zur modernen Wissenschaften“ wenn die Teilnehmer aus aller Welt bei den obligatorischen Exkursionen in die Erzgebirgsmuseen, z.B. auf Schloß Scharfenstein, die „Glöckchenpyramide“ aus der Traditionslinie des Hennersdorfer Wohn- und Gewerbekomplexes bewundern konnten. Dies machte besonders augenfällig, welcher Wandel sich auch in den erzgebirgischen Gewerbe vollzieht. Die Entwicklungslinie von der alten Holzproduktion mit Wasserkraft über eine moderne Spielzeugproduktion mit Elektromotoren hat sich fortgesetzt mit einem Strukturwandel in zu einem Zentrum moderner Wissenschafts- und Technologieaktivitäten. Nach dem tragischen Tod von Rolf Laßner im Jahre 1978 wurde sein Handwerksbetrieb gegen den Willen der Familie von dem damaligen Rat des Landkreises Flöha an die Fa.Blank in Grünhainichen übergeben. Die „Glöckchenpyramide“ ist heute noch ein markanter Bestandteil der Blankschen Produktion.